Medizinalcannabis

Medizinalcannabis

Die Cannabispflanze hat ein großes medizinisches Potenzial: In der Pflanze enthaltene Substanzen, die sogenannten Cannabinoide, können direkt an körpereigenen Rezeptoren andocken. Cannabinoide, Rezeptoren und körpereigene Liganden (Endocannabinoide) bilden das Endocannabinoidsystem (ECS).

Das ECS ist im menschlichen Körper fast allgegenwärtig, kann Neurotransmitter modulieren und wirkt regulierend auf viele physiologische Prozesse.

Zu den betreffenden Bereichen gehören u. a. Schmerzwahrnehmung, Gedächtnisleistung, Immunfunktion, Schlaf- Wachrhythmus, Regulierung von Stress und emotionalen Reaktionen, Neuroplastizität, Appetit und Verdauung usw. – oder, um es mit den Worten des Namensgebers des ECS, Vincenzo Di Marzo zu sagen: „Relax, eat, sleep, forget and protect“.

Aus der ubiquitären Verteilung der Rezeptoren und deren Einfluss auf fast alle wichtigen physiologischen Prozesse im Organismus ergibt sich ein breites Spektrum Therapiemöglichkeiten, über die wir auf dieser Seite gerne näher informieren wollen.

Warum Medizinalcannabis?

Die Cannabispflanze hat ein großes medizinisches Potenzial: In der Pflanze enthaltene Substanzen, die sogenannten Cannabinoide, können direkt an körpereigenen Rezeptoren andocken. Cannabinoide, Rezeptoren und körpereigene Liganden (Endocannabinoide) bilden das Endocannabinoidsystem (ECS).

Das ECS ist im menschlichen Körper fast allgegenwärtig, kann Neurotransmitter modulieren und wirkt regulierend auf viele physiologische Prozesse.

Zu den betreffenden Bereichen gehören u. a. Schmerzwahrnehmung, Gedächtnisleistung, Immunfunktion, Schlaf- Wachrhythmus, Regulierung von Stress und emotionalen Reaktionen, Neuroplastizität, Appetit und Verdauung usw. – oder, um es mit den Worten des Namensgebers des ECS, Vincenzo Di Marzo zu sagen: „Relax, eat, sleep, forget and protect“.

Aus der ubiquitären Verteilung der Rezeptoren und deren Einfluss auf fast alle wichtigen physiologischen Prozesse im Organismus ergibt sich ein breites Spektrum potenzieller Therapiemöglichkeiten, über die wir auf dieser Seite gerne näher informieren wollen.

Kurze Geschichte der (medizinischen) Verwendung

Cannabis wird bereits seit mehr als 10.000 Jahren angebaut und gehört damit zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Neben ihrer wichtigen Rolle in der Ernährung und als Lieferant von wertvollem Öl und hochwertigen Fasern spielte Cannabis auch schon früh eine wichtige Rolle als Arzneipflanze.

Schon das erste Arzneibuch, der Legende nach vor beinahe 5000 Jahren in China verfasst, beschreibt die heilende Wirkung der Cannabispflanze und empfiehlt deren Einsatz u. a. zur Behandlung von Erschöpfung, Rheuma, Malaria und Entzündungskrankheiten. Die medizinische Nutzung ist darüber hinaus auch in alten indischen Texten, ägyptischen Papyrusrollen, assyrischen Tontafeln und Texten des antiken Roms und Griechenlands dokumentiert.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Cannabis auch in der europäischen Volksmedizin fest verankert und wurde z. B. als Schmerzmittel, gegen Epilepsie und Schlafstörungen eingesetzt. Mit dem Aufkommen neuer, synthetischer Medikamente (Einführung von Aspirin: 1898) wurde Cannabis nach und nach ersetzt und schließlich 1961 mit der „UN-Konvention gegen narkotische Drogen“ beinahe weltweit verboten.

Aktuell gibt es allerdings in vielen Ländern deutliche Anzeichen für eine Entwicklung hin zu einer liberaleren Gesetzgebung in Bezug auf den Gebrauch von Cannabis, und zwar sowohl medizinischen als auch Freizeitgebrauch betreffend. Allen voran sind hier Kanada, Uruguay, Israel und die USA zu nennen.

Abb.: Cannabis sativa aus dem Wiener Dioskurides, AD 512

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Das Endocannabinoid System

Das therapeutische Potenzial der Cannabispflanze beruht auf der Produktion einer ganz bestimmten Gruppe organischer Bestandteile, den sogenannten Phytocannabinoiden („Phyto“ = Pflanze).

Die weiblichen Cannabisblüten und in geringerem Umfang auch andere Teile der Pflanze, mit Ausnahme der Wurzeln, ist gegen Ende ihres Lebenszyklus von glandulären Trichomen bedeckt. Das sind kleine haarähnliche Strukturen, an deren Ende sich je ein einzelnes mit Harz gefülltes Tröpfchen bildet. In diesen Tröpfchen, oder Drüsenköpfen, befinden sich die von der Pflanze produzierten Cannabinoide, Terpene und weitere pharmakologisch wirksame Substanzen.

Zurzeit sind weit mehr als 100 verschiedene Phytocannabinoide bekannt, von denen die meisten noch wenig erforscht sind. Die bekanntesten unter ihnen sind Δ-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).

Eine Wirkung können diese Substanzen deshalb entfalten, weil es im menschlichen Körper spezielle Rezeptoren für Cannabinoide gibt. Nach der Entdeckung dieser Rezeptoren (CB1 und CB2), ihrer endogenen Liganden (v. a. Anandamid und 2-AG) und den beteiligten Enzymen wurde für dieses komplexe Signalsystem der Begriff „Endocannabinoidsystem“ (ECS) geprägt. Das ECS ist übrigens nicht exklusiv dem menschlichen Körper vorbehalten, sondern in allen Wirbeltieren zu finden.

Das ECS moduliert zahlreiche Neurotransmitter und hat damit einen regulatorischen Einfluss auf viele physiologische Prozesse im ganzen Körper. Unter anderem betrifft das die Schmerzwahrnehmung, Gedächtnisleistung, Immunfunktion, Schlaf- Wachrhythmus, Regulierung von Stress und emotionalen Reaktionen, Neuroplastizität, Appetit und Verdauung usw. – oder, um es mit den Worten des Namensgebers des ECS zu sagen: „Relax, eat, sleep, forget and protect“ (Di Marzo, 1998)

Aus dieser ubiquitären Verteilung der Rezeptoren und deren Einfluss auf fast alle wichtigen physiologischen Prozesse im Organismus ergibt sich ein breites Spektrum potenzieller Therapiemöglichkeiten, über die wir auf dieser Seite gerne näher informieren wollen.

Cannabinoide

Der Begriff „Cannabinoid“ wurde von der Forschergruppe um einen der Entdecker des THC, Dr. Raphael Mechoulam, geprägt. Nach der erstmaligen Isolierung von CBD und THC wurde der Begriff genutzt, um diese Gruppe verwandter Stoffe zu beschreiben. Die Hanfpflanze beinhaltet über 100 verschiedene Cannabinoide, die sogenannten Phytocannabinoide. Darüber hinaus gibt es synthetische (Dronabinol, Nabilon), gereinigte (Nabiximols, CBD) und endogene, d.h. körpereigene Cannabinoide (Anandamid, 2-AG).

Terpene

Terpene sind für den charakteristischen Geruch und Geschmack unterschiedlicher Cannabissorten verantwortlich, können aber auch die Wirkung maßgeblich mitgestalten. Terpene und Terpenoide sind maßgebliche Bestandteile ätherischer Öle. Ätherische Öle werden seit Jahrhunderten von Menschen genutzt und sind fester Bestandteil des täglichen Lebens, da sie auch in zahlreichen Lebensmitteln vorkommen. Aktuelle Beispiele für die medizinische Nutzung sind z. B. Menthol (z. B. Minzöl), Cymol (z. B. Thymian – als Hustensaft oder -tee) und Carnosolsäure (Salbei – als Tee oder Pastillen).

Häufig vorkommende Cannabis-Terpene sind unter anderem: Limonen (z. B. Zitrusfrüchte), α‑Pinen (z. B. Pinien, Kiefern), Linalool (z. B. Lavendel), β‑Caryophyllen (z. B. Nelken, Schwarzer Pfeffer), α‑Myrcen (z. B. Moschus)

Die Vielzahl der natürlich in der Cannabisblüte vorkommenden Cannabinoide und Terpene und deren Wechselwirkungen untereinander bieten ein gewaltiges synergistisches Potenzial. Dieses Potenzial kann dementsprechend aber nur beim Einsatz von Cannabisblüten und Vollextrakten nutzbar gemacht werden, da andere Cannabis-Arzneimittel diese Vielzahl von wirksamen Substanzen nicht enthalten.

In der untenstehenden Tabelle ist die pharmakologische Aktivität einiger Terpene mit ihren synergistischen Cannabinoiden aufgeführt.

Limonene (Zitronen)

  • stimmungsaufhellend/antidepressiv
  • immunstimulierend, antimikrobiell
  • anxiolytisch
  • Hauttherapeutisch
  • magensäureregulierend
  • potentiell antineoplastisch

α-Pinen (Fichtennadeln)

  • entzündungshemmend
  • bronchodilatatorisch
  • gedächtnisleistungsunterstützend

β-Myrcen (Hopfen)

  • entzündungshemmend
  • analgetisch (schmerzlindernd)
  • muskelrelaxierend
  • sedierend, hypnotisch
  • potentiell antineoplastisch

Linalool (Lavendel

  • angstlösend
  • entspannend, sedierend
  • analgetisch
  • antikonvulsiv (krampflösend)

β-Caryophyllen (schwarzer Pfeffer)

  • entzündungshemmend
  • gastroprotektiv (magenschützend)
  • antiparasitär
  • suchtentwöhnungsunterstützend (da selektiver CB2 Agonist)

Caryophyllenoxid (Basilikum)

  • thrombozytenaggregationshemmend
  • antimykotisch (Pilz abtötend)
  • insektizid

Nerolidol (Orangenblüte)

  • sedierend
  • antiparasitär

Der Entourage Effekt

– Pflanzliche Synergie –

Die besonderen Eigenschaften der Terpene ermöglichen medizinisch nutzbare Synergien mit anderen Pflanzenstoffen, was in Bezug auf die Familie der Cannabinoide auch mit dem Sammelbegriff „Entourage-Effekt“  bezeichnet wird. Terpene können demnach die Wirkung der Cannabinoide auf verschiedene Weise beeinflussen und umgekehrt. Dies geschieht über verschiedene Mechanismen: pharmakokinetische Effekte können Bioverfügbarkeit und Löslichkeit therapeutisch nutzbarer Bestandteile verbessern. Außerdem kann es durch den Entourage-Effekt zu einer kombinierten Wirkung auf verschiedene therapeutische Zielstrukturen kommen. In diesem Zusammenhang wird von Cannabisblüten bzw. Cannabisblüten-Vollextrakten auch als „synergistic shotguns“ (synergistische Schrotflinten) gesprochen, im Gegensatz zu monoextrahierten Einzelsubstanzen (z.B. THC oder CBD), sog. „silver bullets“.

Der Entourage-Effekt kann therapeutisch gewünschte Effekte auf der Basis einer selektiven und gezielten Cannabisblüten-Wahl verstärken, ergänzen und/oder unerwünschte Nebeneffekte abschwächen. Die Gesamtheit aller arzneilich wirksamen Substanzen der Cannabisblüte ähnelt dabei einem „Symphonieorchester, in dem viele Musiker die Melodien der Solisten unterstützen und harmonisieren“ (Russo, 2016).

Ein bekanntes Beispiel für die Modulation der Wirkung von Cannabinoiden durch Terpene ist das Myrcen, das z. B. auch in Hopfen und Mango in größeren Mengen enthalten ist. Myrcen wirkt leicht sedativ und muskelrelaxierend und wird im Zusammenspiel mit THC oft für das sogenannte „couch-lock“-Phänomen verantwortlich gemacht. Dieses Phänomen beschreibt einen Zustand tiefer körperlicher Entspannung, der, je nach Konsument, Situation und medizinischer Fragestellung, als mehr oder weniger angenehm empfunden werden kann.

Limonen, ein weiteres häufiges Terpen in Cannabisblüten hat anxiolytisch Potential und kann damit der teilweise als unangenehm empfundenen Psychoaktivität des THC entgegenwirken, während das Terpen Pinen in der Lage ist, Gedächtnisleistungen zu verbessern und damit Cannabinoid-assoziierte Einschränkungen in diesem Bereich zu reduzieren.

Viele unerwünschte Wirkungen können also durch den gezielten Einsatz spezifischer Terpene, d. h. durch die selektive Auswahl entsprechender Cannabisblütensorten, gemildert oder sogar vollständig verhindert werden.

Diese und andere Beispiele zeigen das enorme Potenzial, das die Terpene dank des Entourage-Effekts in der individuellen Therapiegestaltung mit Cannabisblüten oder Cannabisblütenvollextrakten haben können. In der Cannabisforschung gelten die Terpene bisher als „vernachlässigte pharmakologische Schatztruhe“. Durch die Zucht und gezielte Auswahl von Cannabisblütensorten mit spezifischen Zusammensetzungen von Cannabinoiden, Terpenen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen kann dieser therapeutische Schatz den Patienten zugänglich gemacht werden.